Jetzt wollen wir es wissen!
Endlich haben wir mit unserem Hilux #ProjektBlackwolf das Overland-Fahrzeug, das uns längere Reisen bequem ermöglicht.
Wir sind uns sicher, diesmal passt alles!
Das Fahrzeug ist auf den richtigen Zeitpunkt fertig gestellt und wir können beide im "Sommer" (Mitte August bis Mitte September) bei unseren Arbeitgebern 4 Wochen Urlaub am Stück eingeben.
Skandinavien Reisende unter euch werden schon erahnen, dass diese Überzeugung im Laufe der Reise noch revidiert werden könnte.
Aber eines nach dem Anderen...
Wieso Skandinavien?
Nachdem wir seit vielen Jahren die Verwandten von Markus in Schweden besuchen wollen und es aus irgend welchen Gründen nie geschafft haben, werden wir es nun endlich tun. Und wer den Titel gelesen hat, wir haben noch viel mehr vor. Geplant sind etwa 9`000 km bis zum Nordkapp und wieder zurück. Wir möchten alles ohne Fähre, rein auf unseren Rädern fahren. Vier Wochen, so lange waren wir noch nie am Stück unterwegs. Ausserdem ist alles was nördlich von Hamburg kommt, für uns absolutes Neuland. Wir waren noch nie weiter im Norden.
Der Hilux ist bereit, der Service von unserem Toyota Partner frisch gemacht, die Elektrik vom nachträglich eingebauten Zubehör durch Markus fast komplett neu gemacht und die restliche Technik überarbeitet und getestet.
Wir sind gesund, das Wetter passt mit über 30°C und einem Jahrhundert-Sommer in Skandinavien.
Jedoch genau das birgt auch Gefahren! Grosse Waldbrände wüten in den Wochen vor unserer Abreise.
Auf Grund dieser besonderen Verhältnisse müssen wir uns darauf einstellen, dass wir kein Feuer machen dürfen zum kochen oder für einen gemütlichen Abend. Auch die gemütliche Petroleum Laterne wird durch eine LED ersetzt. Offene Feuer und sogar Gaskocher sind mancherorts zeitweise komplett verboten. Auch der Wasservorrat wird zusätzlich aufgestockt. Trinkwasser und Frischwasser werden zu vorherigen Reisen verdoppelt. Was einmal mehr Ladeflächen-Tetris und eine Gewichtskontrolle auf der Waage bedeutet. Wir haben vernommen, dass es in Schweden teilweise zu Versorgungsengpässen von Tafelwasser kommt. Gespannt verfolgen wir die letzten Wochen den Wetterbericht und die Nachrichten aus Skandinavien. Wir entschliessen uns zudem die Handy-Abos aufzustocken, um permanent mit dem Internet verbunden zu sein, damit wir uns die aktuellen Infos zur Lage immer direkt besorgen können. Die meisten Kommunen publizieren wöchentlich einen Status-Bericht und teilen mit, was erlaubt ist und was nicht.
Kurz vor der Abreise gibt es Entwarnung. Endlich hat es etwas geregnet in Schweden, so dass die Waldbrände grössten Teils gelöscht werden konnten. Gemäss Vorhersage bleibt es aber warm und trocken. Da wir aber so weit gegen Norden fahren, ist von der kurzen Hose bis zur langen Unterhose alles dabei. Zwei 70L Taschen auf der Rückbank fassen alle unsere Kleider und Schuhe.
Also, die letzten Dinge einladen und dann beginnt das grosse Abenteuer #NordkappUndZurück.
Die ersten 1000 Km bis St. Peter-Ording fahren wir am Sonntag, um den berühmten deutschen Staus zu entgehen. Am Montagmorgen fahren wir nun auf den Strand bei St. Peter-Ording. Das nächste Bild verrät, dass wir unsere Seilwinde gleich mal testen dürfen, weil sich ein Audi mit Frontantrieb über Nacht im nassen Sand festgefahren hat. Jeden Tag eine gute Tat. ;-)
Nach der Bergeaktion, einem Spaziergang und Frühstück bei mässig gutem Wetter am Strand von St. Peter-Ording machen wir uns auf den Weg ins erste Land, das wir bisher noch nicht bereist haben. Ziel ist es am Abend in Møn (Dänemark) zu sein.
Auf dem Weg recherchiert Marianne, dass es da die "bekannten" Kalksteinfelsen, die über 200 Meter hohen Møns Klint, gibt. Am frühen Abend kommt der knapp 2-stündige Spaziergang sehr gelegen, um diese schöne Natur anzuschauen. Imposant sind sie, die Klippen von Møn.
Weil es hier in Dänemark seit unserer Ankunft immer mal mehr mal weniger regnet, fällt es uns nicht schwer am anderen Morgen zeitig loszufahren richtig Öresund Brücke, die Dänemark mit Schweden verbindet.
Wieder sind es einige Kilometer zu fahren. Nun sind wir innerhalb von 3 Tagen schon im zweiten für uns neuen Land. Wir sind in Schweden, genauer Kalmar.
Nachdem wir unterwegs andere Schweizer Overlander gekreuzt haben, die uns per Funk mitteilten, dass es weiter nördlich sehr stark regne, dürfen wir hier einen schönen trockenen Abend geniessen. Ab 23 Uhr nachts regnet es dann doch noch kräftig. Dies ist aber immer schön zum einschlafen. Und so haben wir hier eine gute Nacht.. Am Morgen jedoch haben wir wieder ein prima Wetter-Fenster für das Frühstück, bevor es dann wieder beginnt zu regnen.
Alles kein Problem: Das Zelt ist trocken und wir nun wieder im Auto auf dem Weg nach Stockholm zu den Verwandten.
Ein lange gehegter Traum ist in Erfüllung gegangen! Wir dürfen zwei wunderschöne Tage in der Region Stockholm mit den Verwandten verbringen. Und so geniessen wir eine private Führung durch die City von Stockholm mit vielen geschichtlichen Details. Per Zufall sind wir gerade noch rechtzeitig zur Wachablösung am Schloss. Was für ein Spektakel für uns, denen eine Monarchie und deren Militärischen Traditionen nicht bekannt sind! Dann abends mit den Cousins, welche man zum Teil 20 Jahre nicht gesehen hat und deren Familien bei warmem, schönen Wetter gemütlich grillieren. Was für eine tolle Zeit! Alleine dafür hat sich die Vorbereitung gelohnt! Einfach unbezahlbar.
Heute fahren wir, gerade mal eine halbe Stunde weg von Stockholm, in diese tolle Natur. Meer, Schroffe Felsen, viele Kleine und grössere Inseln. Wir verabschieden uns mittags, um in Richtung Dalarna ins Landesinnere weiterzufahren.
Wunderschöne Wälder und Seen wechseln sich auf unserem Weg ab. Wir haben, denke ich, das Schweden, das wir gesucht haben, bereits gefunden.
Unterwegs hat Marianne einen Bären-Park gefunden, der nur einen kleinen Schwenker für uns bedeutet. Den nehmen wir gerne in kauf. In Orsa gibt es Eisbären, Braunbären, Luchse, Wölfe, Tiger, Leoparden und Vielfrasse. Der Raubtierpark Orsa, wie er heute heisst, hat die grösste Eisbären-Anlage der Welt.
Die Anlagen sind direkt neben einer Skipiste am Berg angelegt. Die Tiere sind sehr beeindruckend. Der Besuch hat sich sehr gelohnt.
PS: Sollte jemand da die Wölfe gesehen haben, lasst es uns wissen. Wir kennen niemanden, der sie je gesehen hat. :-)
8°C, Wind und einsetzender Regen lassen uns dann weiter ziehen in Richtung Offroad Camping Weiterweg.de.
Unterwegs fahren wir dann auch das erste mal an verbrannter Erde vorbei. Wir haben so vielen von den beängstigenden Bildern vorweg in den Nachrichten gesehen, dass es uns nicht im entferntesten in den Sinn kommt euch davon ein Bild zu machen. Endlich im Camp angekommen, stellen wir fest, dass man wohl in der Bar im Dorf einchecken soll. Also zurück ins Dorf.
Wir checken bei der Bar im Dorf ein und fahren den Privatweg zurück zum Camping.
Hektik kommt auf, Mariannes Smartphone ist weg! Beim ein- oder aussteigen raus gefallen, einfach in der Bar liegen gelassen oder wo ist es abgeblieben? Ich rufe an. Es hebt niemand ab. Also zurück zur Bar. Diese hat mittlerweile geschlossen. Auf dem Parkplatz liegt aber auch nichts... Doch dann sehen wir den Fiat der Chefin auf dem Parkplatz. Also mal an der Tür klopfen. Und welch ein Glück, sie ist tatsächlich noch da und öffnet uns die Tür. Lächelnd streckt sie uns das Smartphone entgegen und sagt, sie hätte auch versucht uns zu erreichen. Doch die Nummer, die wir angegeben hatten, war die von Marianne....
Noch einmal alles gut gegangen.
Bei leichtem Regen kommen wir dann noch immer leicht gestresst, endgültig auf dem speziellen Camping an.
Der deutsche Betreiber verspricht uns mit einem Lächeln: "In 10 Minuten scheint die Sonne.". Die Laune ist gleich besser, obwohl wir ihm kein Wort glauben.
Doch - er sollte tatsächlich recht behalten! :-)
Eine super Gelegenheit für einen kurzen Spaziergang durch den Wald zum nahe gelegenen See. Ein toller Ort um inne zu halten, die Ruhe zu geniessen und runter zu kommen.
Nach einer 6 Grad "warmen" und trockenen Nacht, bei verhältnissmässig wenig Wind machen wir uns auf den Weg weiter Richtung Norden. Der Wetterbericht sagt nun auf nächste Woche Schnee am Nordkapp. Also nehmen wir Schotter und Asphalt unter die Räder um voran zu kommen. Wir sehen den ersten, den zweiten, den dritten Regenbogen vor uns. Wir freuen uns über jeden einzelnen, doch eine alte Weisheit besagt:"Siehst du auf der Strasse den Regenbogen vor dir, wirst du bald nass." Und so benötigen wir ab und an den Scheibenwischer, um die traumhaft schöne Landschaft zu geniessen.
Als nächsten machen wir halt im Camp Route 45 bei Hammerdal. Da treffen wir ein Schweizer Paar, die gerade von den Lofoten kommen. Auch ein Ziel, das wir noch auf dem Schirm haben nach dem Nordkapp. Sie erzählen uns, dass sie auf Grund von Starkregen und Kälte hier her "geflüchtet" seien. Und nun wohl eher Richtung Süden fahren würden. Wir halten eisern an unserem Plan Nordkapp fest.
Auch am diesem Abend entschliessen wir uns zwecks Windschutz 2 Wände in unsere James Baroud Markise einzuziehen. Und trotzdem holen wir schnell die Felle für die Stühle aus dem Auto. Marianne zaubert eine feine Pasta, um uns zu wärmen und natürlich auch den Magen zu füllen. Genüsslich essen wir die erste Schale. Jedoch ist es schon wieder so kalt, dass der Käse bei der zweiten Schale nicht mehr verlaufen mag. Also dann eben lauwarm, so schade das ist. Zum Abwasch gehen wir gemeinsam in die beheizte Küche. Wir sollten noch Routenplanung machen. Wir entschliessen uns dazu auch das in der Küche zu tun. Noch knapp 1`400 km zum Nordkapp.
Am Morgen ist an ein Frühstück nicht zu denken. Überall anhängliche Wespen. Weil es schnell kalt geworden ist, sind sie lahm und sehr anhänglich, da sie die (körperliche) Wärme suchen. Also die feuchten Wände verstauen, wir essen unterwegs. Beim lüften vom Zelt ist wohl doch eine Wespe ins Zelt gekommen. Wir bitten sie freundlich raus.
Nun fahren wir los, weiter durch die schwedischen Wälder vorbei an Seen und Flüssen.
Und dann... Unser erstes Rentier. Wir halten kurz und lassen die Szenerie auf uns wirken.
Weiter geht es auf den schönen Kies-Strassen durch die schwedischen Wälder. Doch auf einmal ein Andreaskreuz, aber wo geht die Strasse weiter? Sie geht über die Brücke, wie die Schienen der Bahn! Wie cool ist das denn! Da fahren ja sehr wenige Autos und noch weniger Züge. Genau als wir die Brücke überqueren wollen kommt uns sogar ein LKW entgegen. Klever finden wir und geniessen obendrein noch die schöne Aussicht von der Brücke.
Es geht aber gleich noch etwas weiter, denn wir sind auf der Suche nach einem schönen Nachtlager. Und tatsächlich finden wir unweit am Fluss einen traumhaften Übernachtungsplatz. Auch an diesem Platz sind wir ganz alleine.
Nur noch gut 900 Km vom Nordkapp entfernt geniessen wir die abendliche Stimmung bei kaltem Wind. Weil nicht sicher ist, ob man hier wieder Feuer machen darf und weil eben der Wind geht, trauen wir uns nicht Feuer zu machen. Nach der Routenplanung für den nächsten Tag ist es schon spät und zudem etwas kalt draussen. Darum ziehen wir von der Führerkabine ins Dachzelt um und sagen: "Gute Nacht".
Am Morgen als erstes eine nicht so tolle Überraschung. Obwohl wir gestern vor dem Schlafen gehen das Dachzelt kontrolliert hatten, greift Markus beim Öffnen vom Zelt fast in eine Wespe! Glück gehabt! Reissverschluss auf und raus mit dem Tier. Die Strasse ruft. Erst noch etwas Piste, dann geht es auf die E45 um Strecke zu machen.
Nach einigen Kilometern kommen wir an den Polarkreis. Kurzer Stop. Infos lesen, Foto vor der Tafel nicht vergessen und weiter geht es Richtung Finnland.
Finnland empfiehlt sich für uns mit Rentieren und Regenbogen. Dieser ist ausnahmsweise mal nicht voraus, sondern zur Seite und nein die Strasse geht nicht um den See in Richtung Regenbogen... :-) Es geht mitten durchs Buschland und immer wieder, wie die letzten Tage, regnet es.
Es ist schon nach 18 Uhr als wir Richtung Alta in Norwegen rollen. Kaum über die Grenze, entdecken wir einen Hilux von Arctic Trucks! Was für ein unglaublicher Zufall, sind wir doch grosse Fans dieser Fahrzeuge! Bereits nach dem nächsten Regenschauer die erste Rentierherde mit an die 20 Tiere. Wir halten gerne an und nach dem sich dann auch die letzten Rentiere entschieden haben, auf welche Strassenseite sie möchten, setzen wir unsere Fahrt Richtung Norden fort.
Zum Glück wird es hier um diese Jahreszeit immer noch so spät dunkel. Wir folgen in der Abenddämmerung bei rund 6 °C und stark zunehmendem Wind den Fjorden, immer weiter Richtung Norden. Die gelben Schilder verheissen Gutes. Wir erinnern uns, heute Morgen waren noch gut 900 km zum Nordkapp. 35 km vor unserem nördlichsten Ziel finden wir eine relativ windgeschützte Stelle, um ein paar Stunden zu schlafen. Denn Morgen ist der grosse Tag! Morgen werden wir mit unserem Hilux #ProjektBlackwolf am Nordkapp stehen!
Hätte uns das jemand vor einem Jahr gesagt, wir hätten ihn für verrückt erklärt.
...So jetzt aber leise sein, wir müssen etwas schlafen. Denn wir wollen vor 6 Uhr am Nordkapp sein morgen früh.
Um halb 6 krabbeln wir aus unserem Dachzelt. Es ist schon hell, aber immer noch windig und regnerisch. Jedoch stimmt mich das eigentlich gut, denn so sollte es am Nordkapp keinen Nebel haben. Und für das Wetter sind wir mit guter Kleidung ausgestattet.
Die letzten Kurven durch die Graslandschaft hoch zum Nordkapp. Und dann, auf dem Parkplatz ein Fleck Sonne. Los raus, Fotos machen...! Eine Windböe erwischt Markus beim aussteigen und er wäre dabei fast mit der Kamera gestürzt. Zum Glück nur fast, sonst wäre hier der Bericht zu Ende. :-(
Die Böen erreichen nun geschätzt um 60 Km/h. Bäume, anhand derer in unseren Breitengraden den Kindern die Windgeschwindigkeiten erklärt werden, gibt es hier nicht. Als langjährige Drachenpiloten können wir Windgeschwindigkeiten aber recht gut einschätzen.
Und da ist sie: Die Kugel!
Wir können es noch gar nicht fassen. Nach etwas mehr als einer Woche sind wir hier! Der nördlichste Punkt unserer Reise ist erreicht!
Nordkapp 70°10`21"N
Wir gehen vor zur Kugel und lassen das Ganze bei Wind und immer wieder Regenschauer etwas auf uns wirken. Wir sind tatsächlich 4500 km bis hier hin gefahren, ohne eine Fähre betreten zu haben.
Und auf einmal sind wir alleine an der Kugel und zu allem Überfluss schaut jetzt noch die Sonne vorbei.
Was für ein Moment! Wir können euch leider nur die Bilder zeigen! Wir sind überwältigt!
Selbstverständlich muss auch ein Besuch in der Ausstellung und im Souvenir Shop sein. Eine Karte mit Stempel vom Nordkapp (der nördlichste Poststempel Europas) muss auch sein.
Wir sind ja nun nicht mal in der Hälfte dieser Reise. Wie es uns die nächsten 2 1/2 Wochen ergeht und was wir noch alles erleben dürfen, erzählen wir dir in Teil 2.
Wir hoffen du bist auch da wieder am Start.
Hier noch ein paar bewegte Bilder zur Reise
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Vergesst nicht:
"Wenn der Weg schön ist, lass uns nicht fragen wohin er führt!" #DriveYourOwnWay
Die Welt für Reisende ist klein, man trifft sich irgendwann, irgendwo.
Euer Team Wolf78-overland
Marianne und Markus
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Fred (Mittwoch, 11 Dezember 2019 19:54)
Soooo geil... Wir planen für nächstes Jahr auch einen Trip ans Nordkap mit unserem Ranger... bin gespannt zu lesen, was du zu berichten hast... wann kommt der zweite Teil?
wolf78-overland (Mittwoch, 11 Dezember 2019 21:40)
Hallo Fred, da wünschen wir euch ganz viel Spass dabei.
Der 2. Teil wird am 17.12.19 20:00 veröffentlicht.
Gruss Markus
Wolf78-overland
fred (Donnerstag, 12 Dezember 2019)
Ja sehr cool... hoffe ich komme bald dazu euren Bericht zu lesen... :D